Japan - mit dem zug von Nord nach Süd 19-Tage-Studienreise

Diese Woche in Japan | 01. Februar 2019

Nils Gärtner
Nils Gärtner

Die letzte Woche verhielt sich aus politischer Sicht ruhiger als die vorige. Vor allem zwei Vorfälle mit radioaktivem Material brachten jedoch das viel diskutierte Thema nuklearer Energiegewinnung und ihrer Risiken wieder in den Fokus der Öffentlichkeit.

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Polizei verhaftet Beteiligte einer Online-Auktion über Uran

Die Tōkyōter Polizei verhört derzeit den Verkäufer und die Bieter einer illegalen Online-Auktion, bei welcher eine Substanz unter der Bezeichung „Uranium 99.9%“ auf einer öffentlichen Yahoo-Auktionsseite veräußert wurde.

Nachdem zunächst die japanische Aufsichtsbehörde Nuklear Regulation Authority Ende November 2017 einen Tipp erhielt, dass eine verbotene radioaktive Substanz auf der Online-Auktionsseite zum Verkauf angeboten werde, informierte die Behörde im Januar 2018 schließlich die Polizei.

Nach eigener Angabe des Verkäufers handelt es sich bei dem in mehreren Glasgefäßen konfiszierten Material allerdings nicht um reines Uran, wie in der Auktion angegeben, sondern um abgereichertes Uran, welches auf einer ausländischen Internetseite erstanden wurde. Erste Messungen bestätigten, dass von den beschlagnahmten Gefäßen geringe Strahlungsmengen ausgehen.

Die Substanz befindet sich zurzeit bei der Japan Atomic Energy Agency in Tōkai, wo geprüft werden soll, um welches radioaktive Material es sich genau handelt. Nach neuesten Informationen der Polizei scheint es sich tatsächlich um abgereichertes Uran oder Urankonzentrat zu handeln. Gegenüber natürlichem Uran beinhaltet abgereichertes Uran nur 0,7 % des spaltbaren Uranium-235-Isotops. Experten fürchten dennoch, dass die Substanz missbraucht werden könne, um schmutzige Bomben herzustellen. Detonationen solcher sind in der Lage, ganze Areale, wie etwa Stadtviertel, zu kontaminieren.

Chiba erlaubt als erste japanische Stadt eingetragene Lebenspartnerschaften für LGBT und verschiedengeschlechtliche Paare

Seit der Einführung der eingetragenen Lebenspartnerschaften in den Tōkyōter Bezirken Shibuya und Setagaya in 2015, ist Chiba nun die zehnte Stadt, welche ein solches System übernimmt. Die Besonderheit in Chiba: Auch verschiedengeschlechtliche Paare können sich registrieren.

Heterosexuelle Paare, die also bisher in einer de facto Ehe zusammen lebten, sich aber nicht den traditionellen Ehegesetzen unterwerfen wollten, erhalten auf diese Weise eine Alternative. So sind sie durch die Lebenspartnerschaft z.B. nicht gezwungen, sich für einen gemeinsamen Nachnamen zu entscheiden. Sie können jedoch gewisse öffentliche Dienste in Anspruch nehmen, welche zuvor nur rechtlichen Ehen offenstanden. Hierzu gehört u.a. die gemeinsame Bewerbung für Sozialwohnungen. Paare, die von dem neuen System Gebrauch machen wollen, müssen jeweils mindestens 20 Jahre alt sein, in Chiba wohnen oder planen dort hinzuziehen.

Das System der eingetragenen Lebenspartnerschaften wird von Kritikern dennoch weiterhin als unzulänglich betrachtet. So berührt es etwa keine umfassenden rechtlichen und steuerlichen Vorteile, wie gesetzlich verheiratete Paare sie genießen. Dies stelle eine klare Diskriminierung von gleichgeschlechtlichen Paaren dar.

Strahlungsaustritt im Labor für Kernbrennstoffe in Ibaraki

Am Mittwoch veröffentlichte ein staatliches geführtes Laboratorium für Kernbrennstoffe in Ibaraki die Mitteilung, einen unbeabsichtigten Strahlungsaustritt gemessen zu haben. Der Vorfall ereignete sich in der Abteilung für Plutoniumverarbeitung, als neun Mitarbeiter die Kunststoffabdeckungen von MOX enthaltenden Kanistern auswechseln wollten. MOX bzw. Mischoxid bezeichnet ein Gemisch aus Uran-und Plutoniumoxid, welches für nukleare Brennelemente verwendet wird.

Die für das Labor zuständige Japan Atomic Energy Agency (JAEA) berichtete, dass während des Vorfalls kein Mitarbeiter der Strahlung ausgesetzt war. Das Ereignis ist allerdings nur das jüngste in einer länger werdenden Liste aktueller Vorfälle der JAEA, die auf die unsachgemäße Einhaltung von Sicherheitsstandards zurückzuführen sei, kritisierte die atomrechtliche Behörde Japans. So riss 2017 beispielsweise ein Sack Plutonium bei einer Sicherheitsinspektion einer weiteren von der Agentur betriebenen Anlage.

Das Labor in Ibaraki produziert seit 2001 keine nuklearen Brennstoffe mehr und befindet sich derzeit in seiner Dekommissionsphase.

Popgruppe Arashi plant keine weiteren Aktivitäten ab Ende 2020

Die beliebte japanische Boygroup Arashi gab am Sonntag bekannt, keine neuen Auftritte oder Alben über das Jahr 2020 hinaus zu planen. Hintergrund war der Wunsch von Mitglied Ōno Satoshi, ein normaleres Leben führen zu wollen.

„Ich möchte einmal aus dem Showgeschäft aussteigen und die Dinge auf eine andere, unbekannte Weise betrachten“, gab Ōno während der Pressekonferenz bekannt. Dieses Gefühl habe er seit bereits drei Jahren mit sich herumgetragen. Die Möglichkeit, die Gruppe mit vier Mitgliedern weiterzuführen, schlossen Sakurai, Ninomiya, Matsumoto und Aiba nach langen internen Gesprächen aus. Die Gruppe werde daher ihre Aktivitäten ab Ende 2020 einstellen.

Die Bekanntgabe erfolgte für viele Fans überraschend, im nunmehr 20ten Bestehungsjahr der Gruppe.

Weitere News

  • Washington erlaubt Japan den Kauf von zwei „Aegis Ashore“ Raketenabwehrsystemen. Die für 2,15 Mrd. USD erworbenen Raketenschirme sollen Japan dabei helfen, den Bedrohungen der stetig moderner werdenden ballistischen Raketen seiner Nachbarländer gewachsen zu sein.
  • Bundeskanzlerin Angela Merkel plane einen Arbeitsbesuch in Japan vom 4. bis zum 5. Februar, teilte Kabinettssekretär Suga Yoshihide am Freitag mit. Es ist der fünfte Besuch der Bundeskanzlerin in Japan während ihrer Amtszeit.
  • Premierminister Abe gab am Donnerstag bekannt, die Unregelmäßigkeiten der zu niedrig gezahlten Unterstützungsleistungen umfassend prüfen lassen zu wollen. Er begegnet damit oppositionellen Forderungen über den Rücktritt des Sozialministers Nemoto.
  • Kabinettssekretär Suga Yoshihide wies am Montag Vorwürfe des französischen Präsidenten Emanuel Macron zurück, Carlos Ghosns wochenlange Inhaftierung sei „zu lang“ und zu „harsch“. „[…] Die Untersuchung des Kriminalfalls wird von einer höchst unabhängigen investigativen Organisation in Übereinstimmung gängiger Prozesse durchgeführt […]“, teilte Suga während der Pressekonferenz mit.
  • Der Anteil an Mikroplastik im Pazifik soll sich bis 2030 verdoppeln, gaben Forscher der Kyūshū University und der Tōkyō University bekannt. Bis 2060 vervierfache sich die Menge weiterhin, was bisher uneinschätzbare Auswirkungen auf das fragile Ökosystem haben werde.

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