Premierminister Abe Shinzō hat am Montag, den 17. Oktober 2016, dem Yasukuni-Schrein 靖国神社 in Tōkyō eine Opfergabe zukommen lassen. Wie ein Kabinettssekretär in einer Pressekonferenz am Morgen bekannt gab, habe Abe die Opfergabe als Privatperson geschickt. Seine Funktion als Premierminister wurde aber dennoch auf dem Namensschild, das bei der Opfergabe platziert war, angegeben, wie in Aufnahmen des öffentlichen Fernsehsenders NHK zu sehen war.
Im Yasukuni-jinja sind die “Totengeister” oder auch “Heldenseelen” (eirei 英霊) gefallener Militärangehöriger eingeschreint – einschließlich der nach dem Zweiten Weltkrieg als Kriegsverbrecher verurteilten Militärs. Dass der Schrein dennoch oft von hochrangigen japanischen Politikern besucht wird, sorgt zwischen Japan und seinen asiatischen Nachbarländern, die unter der japanischen Aggression vor 1945 zu leiden hatten, immer wieder für Spannungen. Auch nach Abes Übersendung der Opfergabe berichteten chinesische und südkoreanische Zeitungen kritisch über das Verhalten des japanischen Premierministers.
Abe selbst hatte den Yasukuni-Schrein zuletzt im Dezember 2013 besucht. Aufgrund territorialer Streitigkeiten um die Senkaku-Inseln mit der Volksrepublik China insbesondere seit 2012 und einer deswegen angespannten diplomatischen Situation unterließ er weitere Besuche.
Opfergaben ließ er aber regelmäßig zum Frühjahrsfest 春季例大祭 (shunki reitaisai) und Herbstfest (shūki reitaisai 秋季例大祭) schicken. Letzteres findet vom 17. bis zum 21. Oktober im Yasukuni-Schrein statt. Die Opfergabe Abes umfasst ein Gesteck aus Sperrstrauch (sakaki サカキ bzw. 榊) mit einem Banner in den Hauptfarben des Shintō: grün, gelb, rot, weiß und blau. Diese Opfergabe wird masakaki 真榊 genannt.
Auch die Opposition kritisiert die Schrein-Besuche durch hohe Politiker. Die seit August 2016 amtierende Verteidigungsministerin Inada Tomomi 稲田朋美 war bei Sitzungen des Parlaments am 4. Oktober 2016 mehrfach von Abgeordneten gefragt worden, ob sie in ihrer offiziellen Funktion den umstrittenen Yasukuni-Schrein besuchen werde. Inada hatte geantwortet, dass sie sich der Wirkung eines solchen Besuches bewusst sei und wahrscheinlich auf Besuche verzichten werde. Am 15. August, dem Jahrestag der Kapitulation Japans 1945 und dem Hauptgedenktag für die im Krieg gefallenen Militärangehörigen, besuchte die Verteidigungsministerin den japanischen Stützpunkt in Djibouti.
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