Japan - mit dem zug von Nord nach Süd 19-Tage-Studienreise

Sieben Jahre nach der Katastrophe: Leben in Fukushima

JAPANDIGEST
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Sieben Jahre nach dem Reaktorunglück von Fukushima Daiichi erobert die Natur ein Dorf zurück. Das Dorf Namie zählt zu den „schwer wiederbesiedelbaren Gebieten“ Fukushimas. Viele Dorfbewohner kämpfen noch immer mit der Rückkehr oder der Unmöglichkeit eben dieser.

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Sekiba Kenji und seine Ehefrau Kazuyo vor dem gemeinsamen Haus. (c) Masaya Noda

Der Text wurde für die Januar-Ausgabe des JAPANDIGEST von Noda Masaya verfasst und von Sina Arauner ins Deutsche übersetzt und für die Veröffentlichung im Magazin und auf der Webseite angepasst. Unsere japanischen Leser und alle Japanischlernenden finden unter dem deutschen Text die ungekürzte, japanische Originalfassung. ドイツ語の記事の下に、日本語の原文を記載しております。

In Namie, einem Dorf in der Präfektur Fukushima, ist die Strahlung so hoch, dass das Gebiet als „schwer wiederbesiedelbar“ gilt. Nur mit Schutzanzug und einem die Strahlung messenden Dosimeter ausgerüstet, können Sekiba Kenji und seine Frau Kazuyo für kurze Zeit in ihr Haus zurückkehren. „Das Haus verblasst, es trägt keine Wärme mehr in sich“, sagt Kazuyo und spielt eine leichte Melodie auf dem staubigen Klavier. „Unsere Herzen sind hier zuhause. Wohin wir auch fliehen, der Verlust begleitet uns stets.“ Mit Tränen in den Augen spielt sie die letzten Noten der Schulhymne ihrer Kinder. Rund 25.000 Evakuierte kämpfen mit der Rückkehr in „schwer wiederbesiedelbare Gebiete“. Viele haben bereits anderswo ein neues Leben begonnen. Auch das Ehepaar Sekiba entschied sich gegen eine Rükkehr und plant nun die Verlegung des seit vielen Generationen erhaltenen Familiengrabs nach Ibaraki. „Wir sind die nächsten, die in dem Grab ruhen – und nach uns unsere Kinder und Enkelkinder“, wünscht sich Kenji.

„Diesen Heimatverlust spüren wir immer“

Die verstrahlten, von Menschen verlassenen Orte verschwinden von der Karte. Deshalb will Kenji die Geschichte des Dorfes vor der Katastrophe in einem Album festhalten. „Vielleicht kehren zukünftige Generationen hierher zurück, um ihre Heimat zurückzuerobern. Mit dem Album wollen wir eine Botschaft in die Zukunft senden.“

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Bei der nur kurzen Heimkehr spielt Kazuyo auf dem Klavier. (c) Masaya Noda

Das Dorf, in dem die Strahlung sank

Nach dem Reaktorunglück regnete eine radioaktive Wolke in den Bergen über dem Dorf Iitate ab. Zu diesem Zeitpunkt gab die Regierung kaum Informationen
zur Strahlenbelastung frei. Die unsichtbare Bedrohung nicht ahnend wurden die 6.000 Dorfbewohner erst drei Monate später evakuiert.
Im Frühjahr 2017 öffnete die Regierung 70 % der Sperrzone. Doch bisher fanden kaum mehr als 20 % der ehemaligen Bevölkerung ihren Weg zurück in die Heimat. Die jungen Leute, insbesondere Familien, sind besorgt wegen der Strahlung und es kehren hauptsächlich ältere Generationen zurück. „Wir sind zu beunruhigt, um zu sagen, es sei sicher oder ungefährlich“, findet der ehemalige Milchbauer Hasegawa Ken’ichi aus Iitate. Das Abwaschen von Hauswänden und das Abtragen oberster Erdschichten „sind wie ein Großputz. Die Sicherheit der Bewohner ist dadurch nicht gewährleistet“, weist er hin. Lediglich Wohn- und Ackerfläche, nicht aber die 70 % Waldfläche des Dorfes wurden dekontaminiert.

Die Strahlung sollte auf weniger als 20 Millisievert pro Jahr (mSv/a), im Idealfall unter 5 mSv/a gesenkt werden. Fünf Jahre nach Tschernobyl galt der zweite Wert als Untergrenze für Zwangsumsiedlungen. In Japan liegt die zulässige Strahlenbelastung von Privatpersonen bei 1 mSv/a. Durch die Katastrophe wurde viel Natur ausgelöscht und die Luftbelastung sank um mehr als die Hälfte, doch Werte um 5 mSv/a sind viel höher als vor dem Unglück. „Früher war ich stolz auf die gute Milch meiner sorgsam großgezogenen Kühe. Aber da die Werte nicht bei null liegen, gab ich die Milchbauerei auf“, bedauert Ken’ichi.

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Hasegawa Ken’ichi erntet den im Dorf Iidate angebauten Buchweizen. (c) Masaya Noda

Der Zukunft entgegen

Nach dem Unglück wusste Ken’ichi nicht, was seine Zukunft in Iitate für ihn bereit hält. Er besuchte die Samosely (ukrain. „Selbstsiedler“) in der Ukraine, die illegal in der Sperrzone um das AKW Tschernobyl leben. Tief berührt von deren Geschichten, entschloss er sich, selbst nach Hause zurückzukehren: „Wenn nichts geschieht, wird das Dorf verfallen. Die Leute sind alt, sie kehren einfach zum Wald zurück.“

„Hier sind wir geboren, hier ist unsere Heimat“

Ken’ichi lebt heute in einer Notunterkunft und fährt regelmäßig nach Hause. Er baut Buchweizen an, den er trocknet und auf den Cäsiumgehalt überprüft. Nicht zum Verzehr, sondern um ihn zum Verkauf anzubieten. Er möchte den Dorfbewohnern einen alternativen Lebensunterhalt ohne den Wald ermöglichen. Doch auch auf Ken’ichis Feld erinnern die schwarzen, mit radioaktivem Abfall gefüllten Müllsäcke an die Katastrophe. Rund 350.000 dieser Säcke sind in Iitate temporär auf Privatland deponiert. „Ich lebe nicht in grüner Natur sondern mit schwarzen Müllsackbergen. Das wird sich zu meinen Lebzeiten wohl nicht ändern.“

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Die Müllberge verstrahlter Erde werden auch „schwarze Pyramiden“ genannt. (c) Masaya Noda

Die Eröffnung neuer Einrichtungen sollte den Bewohnern die Heimkehr erleichtern. Doch sie können auseinandergerissene Familien nicht wieder zusammenschweißen. „Die Rückkehr in das alte Dorfleben ist schwer, die Dorfbewohner haben die Verbindung zueinander verloren.“ Die Zahl der Kinder mit Verdacht auf Schilddrüsenkrebs ist in Fukushima auf 191 angestiegen. Auch die Familie von Ken’ichi möchte aus Sorgen um ihre Gesundheit nicht heimkehren. „Wo keine Kinder sind, ist keine Zukunft. Wir werden die letzte Generation des Dorfes sein, doch ich werde es bis zum Ende beschützen“, sagt Ken’ichi und bestellt auch heute sein Feld.

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Im Dorf wurde für den radioaktiven Abfall eine Müllverbrennungsanlage errichtet. (c) Masaya Noda

Die Rückgabe der Heimat

Nach der Dreifachkatastrophe 2011 galten Todesfälle, die auf lange Aufenthalte in Notunterkünften zurückzuführen waren, als erdbebenbedingt. In den drei betroffenen Präfekturen Iwate, Miyagi und Fukushima gibt es 3.600 dieser Todesfälle. Mehr als 2.000 der Verstorbenen stammten aus Fukushima – Tendenz steigend.

„Heimkehren ist die Hölle, nicht heimkehren ist die Hölle.“ So beschreibt ein heimgekehrter Tempelpriester die gegenwärtige Lage. Bereits zahlreiche Sammelklagen wurden gegen die Regierung und auch den AKW-Betreiber TEPCO eingereicht. Es gilt, die Wahrheit zu ergründen, die Verantwortlichen zu ermitteln und die Opfer für die Verletzung ihrer Rechte zu kompensieren. Auch Kenji und Ken’ichi stecken in einem Rechtsstreit um die Rückgabe ihrer Heimat. Ihre Stimmen werden nicht verstummen.

Mehr Reportagen über das Leben in Fukushima finden Sie hier:

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Japanisch – 日本語

福島第一原発の事故から7年目の2017年夏、人間の息吹が消えた町は、自然に飲み込まれようとしていた。黄金色に輝いた田園風景は自生した柳の森になり、牛の鳴き声が響いた集落は、野生動物に荒らされている。帰村が始まった飯舘村と期間困難区域の浪江町津島の主人公を中心に帰ること、帰れないことへの葛藤をお伝えしよう。

(文:野田雅也)

消えゆくわが家

関場健治さん(62歳)、妻の和代さん(59歳)の自宅がある福島県浪江町赤宇木は、放射線量が非常に高く立ち入りが制限されている「帰還困難区域」だ。空間の放射線量を計測するモニタリングポストの値は、毎時1〜10μSv(事故前は毎時0.04μSv)と測定場所により大きく異なるが、なかには毎時80μSvを超える局地的に線量が非常に高いホットスポットも点在する。頭からつま先までの全身を白い防護服で覆い、浴びた放射線量を確認できる積算線量計を身につけて一時帰宅しなくてはならない。

和代さんは廃屋になりゆくわが家を前に、「家が死んでるの、家族が暮らした温かさはもうないわ」と胸が締め付けられる思いだ。そしてほこりが積もるピアノの前に立ち、軽快で明るいリズムの曲を弾き始めた。「私たちの思い出が詰まっている〝心のふるさと〟はここなんです。どこに避難しても、引越しをしても、いつもぽっかりと心に穴の空いた感じです」。子供が通った小学校の校歌を弾き終えた和代さんは、「急に涙が込み上げてきちゃたわ」と防護服の隙間から目頭を抑えた。

いつ戻れるのか分からない福島県の帰還困難区域の避難民2万5000人は、その多くが移住を希望し、すでに新しい暮らしを始めている。戻らないと決めた関場さん夫妻は、先祖代々に受け継いだ墓を新居のある茨城県に移す〝お骨の避難〟を計画している。「次に墓に入るのは私たち。子や孫たちのそばで眠りたい」と健治さんは願う。

放射能で汚染され人が住めなくなった地域は、やがて地図から地名さえ消えゆくかもしれない。そのため健治さんをはじめ浪江町の避難民たちは、人が暮らした証を残すために、原発事故による惨禍を伝えるために、郷土史を記録したアルバムの制作を自らで始めた。「未来の世代が、いつかこの地に戻り、ふるさとを再生してくれるかも知れません。このアルバムは原発事故の被害者である私たちが未来に伝える〝100年後への伝言〟なのです」。消えゆく土地の記録は、まもなく完成する。

放射能が降った村で

爆発した福島第一原発から北西に流れた放射能雲は、浪江町赤宇木から北側の山を越え、高原に広がる人口6000人の飯舘村に雨となって降り注いだ。当時の政府は、国民がパニックになるという理由で、放射能の拡散を予測するシステム「SPEEDI」の情報を公開しなかった。そのため高濃度の放射能が大気中に漂っていることを知らされず、村では多くの人々が被曝する結果になる。そして原発事故から3ヶ月後、ようやく全村民が避難できた。

その後、国は「除染が進み、安全が確認された」として福島県内に指定していた避難区域を大幅に解除し、2017年春には「帰還困難区域」外の約7割の地域で帰還できるようになった。しかし実際に避難が解除された地域に戻り生活を再開した人は、地域差はあるものの事故前の人口の2割程度にとどまる。放射能汚染に不安を覚える若者や子育て世代のほとんどが戻らず、戻るのは高齢者ばかりだ。

「国が安全・安心というほど、不安になる」というのは飯舘村の元酪農家の長谷川健一さん(64歳)だ。そもそも国が推進する〝除染〟は、屋根や壁に付着した放射性物質を洗い流し、居住区や田畑の土壌を表土ごとはぎ取り、生活空間の線量を下げるというもの。「巨額事業だが、帰還ありきの単なる大掃除。住民の安全を確保するためのものではない」と指摘する。村の面積の7割を占める森林の除染は手つかずのままで、年月をかけて放射性物質が流れ落ちふたたび汚染する可能性もある。しかも除染は「年間の放射線量を20mSv以下に、できれば5mSv以下を目指す」というものだった。年間5mSvは、ウクライナで制定されたチェルノブイリ法で「強制移住区域」に値する。また日本では一般人の限度量は年間1mSv(毎時0.23μSv)と法律で決められている。

自然減の影響もあり、村の空間線量は事故直後の半分以下にまで低下した。それでも事故前に比べると5倍〜50倍の値で、年間5mSvの放射線量だ。「かつては『俺が大切に育てた牛から絞った牛乳だ、うまいぞ』と胸を張っていました。しかしゼロではないから同じことを言えない。偽ることはできないから、酪農再開は諦めました」。

自分たちの未来を切り開く

生きがいを奪われた長谷川さんは、目に見えない放射能の中で生きるために、手がかりを探してウクライナで暮らすサマショールを訪ねる旅に出た。聞きたかったことは、「汚染されているのになぜ戻ったのか」ということだ。サマショールの老女の答えは、「ここが生まれたふるさとだからよ」という素朴な答えだったが、長谷川さんの心には深く響いた。「何もしなければ村は荒廃し、人は老い、森に還るだけだ」といつの日か村に戻ることを決意した。

「自分たちの未来を見た」という長谷川さんは現在、仮設住宅で暮らしながら村の自宅へ通う。丹念に集落の草刈りをし、畑を耕して蕎麦の栽培を始めた。収穫した蕎麦の実を乾燥させて、セシウムの移行率を測るという。食べるため、販売するために植えたわけではない。ふるさとを荒廃させないように蕎麦や花を植えて、土地が森に還るのを防ぐ試みだ。畑の一部には、除染作業で出た放射性廃棄物を詰めた黒い袋が山積みされている。村内だけでも235万個もあり、行き場なく私有地に仮置きされている。中間貯蔵施設に運ばれる予定だが、反対意見も根強く、施設の完成は未定のまま。「美しい緑の山ではなく、黒い汚染土の山を眺めて暮らさなきゃいけない。俺が生きている間はなくならないだろ」

帰還が始まった村では、学校や公民館、スポーツ施設などの公共施設が新設され、大型の商業施設もオープンした。いずれも豪華な建造物だ。これらには国からの巨額の補助金も投入されている。「意見の違いで村民に対立が生じ、人間関係の修復は不可能だ。家族は離散し、かつてのスローライフの村を取り戻すことは難しい。原発事故は、ふるさとだけでなく、もっとも大切な村人の絆を奪ってしまった」。

今年の春から、新設された村内の学校で授業が再開される予定だ。しかし多くの子供たちがすでに転校し、昨年度に仮設の小学校に入学した村の1年生はわずか2人のみ。現在、福島県で甲状腺がんと疑いのある子供たちは191人に増加している。放射能による健康被害が心配されるなかで、長谷川さんの息子や孫たちも避難先に定住し、村へ戻るつもりはない。「子供がいないところに未来はない。私たちが村で最後の世代になるでしょう。しかし最後までふるさとを守り続けたい」、と長谷川さんは今日も畑を耕し続ける。

ふるさとを返せ

東日本大震災後、長期の避難所生活による過労やストレスや自殺などで死亡する事態を「震災関連死」と位置付け、被災3県で3600人が亡くなっている。なかでも福島は突出して多く2000人を超え、未だに増え続けている。

「帰るも地獄、帰らぬも地獄」。避難先から帰還したとある住職の言葉が忘れられない。 被災者たちは国と東電を相手取り、数多くの集団訴訟を起こしている。事故の真相究明や責任者の追求、そして奪われた被害者の権利を補償させるためだ。関場健治さんも長谷川健一さんも、告訴団の先頭に立ち「ふるさとを返せ」と訴えて法廷闘争を続けている。彼らの声が止むことはない。

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