Eigentlich sind japanische Vornamen verblüffend einfach. Während man als Außenseiter kaum erraten kann, ob zum Beispiel ein chinesischer oder thailändischer Name nun männlich oder weiblich ist, hat man im Japanischen auch ohne jegliche Sprachkenntnisse gute Chancen: Endet der Name zum Beispiel auf ko, mi oder ka, handelt es sich in den meisten Fällen um einen Frauennamen. Ist der Name vier Silben lang oder endet auf o (obiges ko natürlich ausgenommen), ist es meistens ein Männername. Natürlich gibt es auch etliche androgyne Namen – Männer, die Tomomi heißen gibt es ebenso wie Frauen, die Kei heißen.
Verwechslungsgefahr bei japanischen Vornamen
Einige Namen sind dabei so kurz und einfach, dass man nicht drum herum kommt, sie sich zu merken: Der beliebte Frauenname Ai (meist mit dem Schriftzeichen 愛 für Liebe geschrieben) eignet sich sowohl im Deutschen als auch im Englischen für diverse Wortspiele mit gleich klingenden Wörtern. Auch der weibliche Vorname Mami weckt im Deutschen (Mami eben) oder im Englischen (mummy) umgehend Assoziationen. Auch der Name Mao (in Japan ein beliebter Frauenname) brennt sich ins Gedächtnis, denkt man da doch sofort an den chinesischen Revolutionär.
Bei anderen beliebten Namen wird es sowohl mit der Eselsbrücke als auch mit der Aussprache schon etwas schwieriger: Der ebenfalls weit verbreitete Vorname Keiko geht schon weniger leicht ins Ohr und wird zumindest von Deutschen auch gern völlig falsch ausgesprochen. Ei wird im Japanischen nämlich nicht wie das Hühnerprodukt, sondern wie ein langes e gesprochen, wie zum Beispiel im Wort beige. Der falsch ausgesprochene Name (Kaiko) bedeutet allerdings unter anderem “Seidenraupe”, und hüben wie drüben mögen es nur sehr, sehr wenige Frauen, mit Insektennamen angesprochen zu werden.
Andersherum gedacht gibt es auch deutsche Namen, die Japanern, nun ja, verdächtig vorkommen: Marko klingt nahezu gleich wie der zwar nicht sehr verbreitete, aber dennoch bekannte Frauenname Maruko (wörtlich bedeutet dieser übrigens “rundes Kind”) oder Jan, was genauso klingt wie ian („Trost“).
Vorsicht bei der Betonung
Wer die Herausforderung der Doppelvokale gemeistert hat, muss als nächstes bei der Betonung aufpassen: Akiko zum Beispiel wird mit einem kurzen, betonten A ausgesprochen, und nicht etwa, wie viele denken würden, mit einer Betonung auf dem i. Kompliziert wird es auch bei Namen mit einem J, Jun zum Beispiel. Klar sagen alle Judo [iuudo], aber das bedeutet nicht, dass es sich hier um die richtige Aussprache handelt: Das japanische j wird nämlich wie im Englischen ausgesprochen, wie zum Beispiel in jam. Deshalb heißt es dann auch Jun [dschun] (und bei Judo eigentlich [dschuudoo]).
Schwerer haben es nicht wenige Japaner im englischsprachigen Raum: Da viele japanische Namen relativ kurz sind, ist die Wahrscheinlichkeit, sie aus diversen englischen Worten herauszuhören, ziemlich groß. So erinnern etwa Fuku, Yūdai oder Kanto sehr stark an englische Schimpfwörter, die daher schnell zum sogenannten soramimi führen. (“Himmelsohr”: etwas falsch heraushören)
Der Trend zu ungewöhnlichen Namen
Der Trend geht jedoch auch in Japan zum ungewöhnlichen Namen – am liebsten mit ateji versehen, also mit Schriftzeichen, deren Lesung eigentlich ganz anders ist. Trat man vor zwei Jahrzehnten vor eine japanische Schulklasse und zitierte Akiko, Noriko und Kōji nach vorne, so hatte man nahezu sicher ein paar Schüler vor sich, die sich angesprochen fühlten. Doch diese Zeiten sind vorbei. Heute haben die Lehrer ihre liebe Not, sich all die exotischen Namen mit aus der Luft gegriffenen Schriftzeichen zu merken. Während 1984 sechs der zehn beliebtesten Frauennamen auf ko oder mi endeten (und 6 der zehn Namen das Schriftzeichen mi 美 („hübsch“) enthielten), so waren es bei der Top 10 im Jahr 2015 null. Da ist es sicher kein Wunder, wenn japanische Vornamen in Zukunft noch häufiger für Verwirrung und Verwunderung sorgen.
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