Wie überall auf der Welt sind auch in Japan bestimmte Dinge eine Zeitlang in und verschwinden dann wieder von der Bildfläche. Ab und zu ist mal etwas Interessantes dabei, manches ist schlicht kurios und anderes lässt uns gerade mal müde lächeln. Schauen wir mal, was derzeit in Japan angesagt ist…
Aktuelle Trends im Frühjahr 2023
1. In ist nicht mehr unbedingt out
Seit einer Weile schon reiben sich Menschen, die sich an die 80er erinnern können, die Augen: Offensichtlich ist es gerade mal wieder in, die T-Shirts in die Hose zu stopfen – zumindest bei Frauen. Es gibt sogar noch „halb-in“ – da wird das T-Shirt nur vorn in die Hose gestopft. Sieht etwas gewöhnungsbedürftig aus, lässt aber auch nostalgische Gefühle aufkommen.
2. Slam Dunk – egal ob Basketballfreund oder nicht
Einer der Abräumer des Jahres in den japanischen Kinos ist der auf einem Manga (was sonst) basierende Anime „Slam Dunk“, der sowohl Kindern als auch Erwachsenen das Wasser in die Augen treibt. Fast 10 Millionen Kinobesucher:innen verzeichnet „The First Slam Dunk“ bereits. Mein persönliches Augenmerk liegt auf der Titelmelodie von Chiba Yūsuke, einem meines Erachtens brillanten (und lauten) Musikers. Für Japan- und Sportfreunde, die es demnächst nicht ins Kino schaffen, gibt es auf einem bekannten Streamingdienst (der mit N anfängt und mit etflix aufhört) das Sumo-Drama „Sanctuary“. Prädikat: Nun, interessant… irgendwie. Aber als japanisches Drama wie oft üblich ziemlich klischeehaft, etwas weit hergeholt und gefühlsüberladen.
3. Apropos Sport – alles Ohtani oder was?
Der meisterwähnte Name im japanischen Fernsehen seit Monaten dürfte Ohtani Shōhei sein – das Baseball-Ausnahmetalent sorgt seit Monaten in der amerikanischen Profiliga für Furore und trug maßgeblich dazu bei, dass Japan im März 2023 zum dritten Mal die WBC (World Baseball Classic) gewann. Als Ohtani bei einem Spiel das Drehen einer Pfeffermühle nachahmte, gab es im Fernsehen allein zu dieser Geste Sondersendungen, und der Verkauf von Pfeffermühlen stieg sprunghaft an.
4. Probleme mit dem Personal?
Was anderswo noch belächelt wird, ist in Japan vielerorts schon Realität: Erste Restaurantketten wie zum Beispiel Bamiyan (350 Restaurants) lassen ihre Gäste von Robotern bedienen. Die knuffigen Kollegen mit niedlichem Gesicht auf dem Display sind resistent gegen Beschimpfungen, brauchen keine Raucherpause und keine Krankenkasse. Sehr praktisch.
5. Das Froschwerdungsphänomen
Wer kennt das nicht – da himmelt man jemanden an und ist total verliebt, doch dann erfolgt eine falsche Geste, ein falsches Wort, und alles fällt zusammen. Die berühmt-berüchtigten JK (kurz für joshi kōkōsei, japanische Oberschülerinnen) haben dafür ein eigenes Wort in Beschlag genommen: Kaeru-ka genshō, das „Froschwerdungsphänomen“. Andere Buzzwörter sind uchukushii (von utsukushii, „schön“) und kawachii (von kawaii, „niedlich“) – um das zu verstehen, muss man allerdings viel TikTok konsumieren oder eine pubertierende, japanische Oberschülerin großziehen.
6. 10-Yen-Brot
In Zeiten steigender Preise ist das doch mal eine gute Nachricht: 10-Yen-Brote sind in Japan der letzte Schrei! Wie jetzt, das kostet nicht 10 Yen, sondern 500 Yen? Ach so! Nein, das ganze sieht nur so aus wie ein 10-Yen-Stück und ist quasi ein rundes Stück Teig mit Käsefüllung (oder auch alternativ mit Schokolade, Matcha-Mischung, Pudding oder Bohnenpaste). Sechs Läden, die sich darauf spezialisieren, gibt es bereits – so in Harajuku und Shibuya. Und wie so viele Trends stammt auch dieser aus Südkorea, wo das Original natürlich 10-Won-Brot heißt. Crêpes und Tapioka waren gestern!
Ach ja, was auch noch ganz in ist, sind 2D-Torten. Was das ist? Torten sind ja naturgemäß eher dreidimensional. Mit einem Schokoladenstift zieht man nun Linien auf der Süßigkeit, damit diese zweidimensional (2D) aussehen. Geschmacklich macht das natürlich keinen Unterschied – hier geht es einfach nur um insta-bae – also um ein ordentliches Bild zum Teilen auf Instagram.
7. Geschniegelt und gebügelt
In Sachen Musik tut sich nicht viel, leider. Hauptsache gegelt, schnieke und gut beim Tanzen! Den Rest erledigt die Musikindustrie. Boy-Bands wie Naniwa Danshi, King & Prince oder Snow Man sind schwer im Kommen (beziehungsweise bald vielleicht auch wieder im Gehen), ebenso Girl-Bands wie IVE, Nogisaka 46 und ähnliche.
Und sonst?
SDGs (UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung) und ChatGPT bzw. Künstliche Intelligenz sind DIE Buzzwörter des Jahres. Wie auch in anderen Ländern ist man jedoch auch in Japan gerade erst am Anfang eines langen Weges um zu begreifen, zu was KI fähig ist und wie man am besten damit umgehen kann.
Kommentare