Japan - mit dem zug von Nord nach Süd 19-Tage-Studienreise

Fair Trade Towns in Japan

Julia Obinger
Julia Obinger

Wussten Sie, dass es in Japan ganze Städte gibt, die nach dem Prinzip des „Fair Trade“ operieren? Wir sagen Ihnen, wie das Fair Trade Town-Prinzip funktioniert und warum Japans FTTs ganz besonders sind.

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Fair Trade-Protestanten in Harajuku. (c) Cory Doctorow / flickr CC BY-SA 2.0

Fair Trade – oder Fairer Handel – bedeutet kurz gesagt die Einrichtung von Handelspartnerschaften, die auf mehr Gleichheit und Gerechtigkeit im internationalen Handel abzielen. Den Produzenten vor Ort – meist in der südlichen Hemisphäre – soll ein angemessener Abnahmepreis für ihre Waren gezahlt werden, um so nachhaltige Verbesserungen der Lebensbedingungen zu erzielen. In Japan ist der Markt für Fair Trade Produkte noch verhältnismäßig klein. Umso überraschender ist es, dass es in Japan ganze Städte gibt, die sich dem Prinzip des Fair Trade verschrieben haben.

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Infostand zur Fair Trade Town Nagoya auf der EcoPro 2017

Was sind Fair Trade Towns?

Fair Trade Towns sind Kommunen, wo gezielt Fair Trade gefördert wird und dies insbesondere als grundlegendes Prinzip bei der öffentlichen Beschaffung eingesetzt wird. Das bedeutet, dass Kommunen beim Kauf von jeglichen Produkten zunächst auf Fair Trade zurückgreifen müssen. Um als Fair Trade Town anerkannt zu werden, müssen die Städte aber auch weitere Auflagen erfüllen, wie zum Beispiel Arbeitsgruppen einrichten oder Schulungen abhalten. Diese Projekte können aber nur mit der Unterstützung und Zusammenarbeit von Bürgern, Wirtschaft und Politikern funktionieren.

Mitglieder der Fair Trade Town Gruppe in Zushi

Fair Trade Towns in Japan

Weltweit gibt es bereits mehr als 2000 Fair Trade Towns in 28 Ländern. In Japan gibt es aktuell nur vier Kommunen, die zur weltweiten Fair Trade Town Bewegung zählen: Kumamoto (熊本), Nagoya (名古屋), Sapporo (札幌), und Zushi (逗子). Kumamoto war 2011 die erste FTT in Japan, und Nagoya, Japans drittgrößte Stadt, ist seit 2015 anerkannt als Fair Trade Town. Nagoya ist bekannt für seine Café-Kultur. Komeda, eine der größten Ketten mit mehr als 700 Filialen, hat beispielsweise kürzlich auf Kaffee aus fairem Handel umgestellt – ein deutliches Signal.


Kaffee der Kette Komeda aus Nagoya

Die Vereinigung Fair Trade Forum Japan bemüht sich um eine Verbreitung des Prinzips in Japan und vernetzt die bestehenden FTTs miteinander und auch international. Es gehört zu ihren Verdiensten, dass sich laufend weitere Städte engagieren um Teil des Netzwerkes zu werden.

Kritik am Fair Trade Prinzip…

Bei all dem guten Willen hinter Fair Trade wird die Wirksamkeit des Prinzips immer wieder in Frage gestellt. Verschiedene Studien haben nämlich ergeben, dass die Auswirkungen von Fair Trade, z.B. beim Kaffeehandel, für die einzelnen Arbeiter in Entwicklungsländern nur marginal sind.


Fairtrade-Sesam, wie er in den Schulen Nagoyas verwendet wird

… und der japanische Sonderweg

In diesem Zusammenhang ist es spannend, dass die Vereinigung FTTJ einen für Japan besonderen und einzigartigen Aspekt zu den Kriterien der Fair Trade Towns hinzugefügt hat, nämlich die Revitalisierung der lokalen Kommunen. Sie lenken die Aufmerksamkeit also nicht nur auf die Unterstützung von Produzenten in Entwicklungsländern, sondern behalten auch die lokalen Probleme im Blick. Dazu gehören unter anderem steigende Einkommensungleichheiten oder die Landflucht in Japan. Daher müssen Kandidaten für den FTT-Status in Japan auch nachweisen, dass ihre regionalen Hersteller, Händler und Industrien sich aktiv um die (Wieder-)Belebung in ihrer Region bemühen. Maßnahmen hierfür sind beispielsweise die lokale Produktion für den lokalen Verbrauch oder die Integration behinderter Arbeitnehmer. Dieser japanische Sonderweg ist eine gute Möglichkeit, Kritik am Prinzip Fair Trade zu entkräften, und die FTT Bewegung mehr Relevanz zu verleihen.


Fair Trade Town Infomaterial mit dem Kumamoto-Maskottchen

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