Family Mart, 7-Eleven, Lawson & Co. – die obligatorischen Convinience Stores, genannt Kombinis, gibt es rund 56.000 Mal in Japan, sodass man meist nicht lange laufen muss, um einen zu finden. Und wie praktisch sie sind. Kombinis sind kleine Supermärkte, Drogerien, Amtsstuben, Kopier- und Ticketservicestellen, Bankfilialen, Postschalter, Versammlungsorte und manchmal auch Cafés in einem und deshalb wirklich schlichtweg “convenient”. Und sie haben rund um die Uhr geöffnet, an jedem Tag, in jedem Monat. Sprich, auf die Kombinis ist Verlass. Sie prägen das Leben der Japaner so stark, dass viele in fremden Ländern ohne Kombinis, Deutschland zum Beispiel, anfangs einige Probleme haben. Denn dieses “ich brauch genau jetzt mal etwas, also kaufe ich es eben einfach” geht ja schließlich nicht. Kombinis ersetzen die Planung. Sie sind ein essentieller Teil japanischer Bequemlichkeit.
Kombinis kämpfen mit Personalmangel
Doch man beginnt, am Geschäftsmodell zu rütteln – und zwar aus purer Not. Convenience Stores funktionieren nach dem Franchise-Prinzip, und die Franchisenehmer haben zunehmend Probleme, genügend Personal zu finden. Es mangelt an Arbeitskräften, vor allem nachts. Und die Franchisenehmer tragen die vollen Personalkosten. Da man nachts höhere Stundenlöhne zahlt, aber kaum Umsatz macht, bereitet die von der Firmenzentrale vertraglich festgelegte 24/7-Öffnungszeit zunehmend Bauchschmerzen. Nicht wenige Franchisenehmer geben letztendlich auf – entweder, weil ihr Laden aufgrund der Personalkosten nicht rentabel ist oder weil schlichtweg die Angestellten fehlen. Aus diesem Grund regt sich Widerstand. So entschlossen sich zum Beispiel zwei Franchisenehmer in Ōsaka, einfach ihre Läden nachts zu schließen. Damit gingen sie auf Konfrontationskurs zum mächtigen 7-Eleven-Konzern. Und – man wurde erhört. Bei einer Vorstandssitzung am 5. April 2019 wurde beschlossen, ausgewählten Geschäften die Abkehr von Öffnungszeiten rund um die Uhr zu erlauben.
Die geplante Abkehr vom eigentlichen Erfolgsmodell der Ketten ist dem Mangel an Arbeitskräften geschuldet und ein Vorgeschmack auf das, was da auf Japan noch alles zukommt. Restaurants, Geschäfte und sogar kleinere Firmen, die aufgrund von Personalmangel aufgeben müssen, sind keine Seltenheit mehr. Und die Situation wird sich aufgrund des dramatischen Bevölkerungsrückgangs nicht ohne weiteres bessern. Um dem entgegenzusteuern, hat die Regierung Abe bereits Maßnahmen erlassen, die es ausländischen Arbeitnehmern leichter machen sollen, in Japan zu arbeiten. Schon vor Inkrafttreten der Reform konnte man jedoch deutlich spüren, wie die Anzahl ausländischer Angestellter in den Convenience Stores, vor allem in den Großstädten, stetig zunahm. Der Trend geht eindeutig zum Katar-Modell: Die billigen Jobs werden mehr und mehr von Ausländern erledigt.
Vielleicht sind verkürzte Öffnungszeiten gar nicht so schlecht?
Für den gewöhnlichen Büroarbeiter sind verkürzte Öffnungszeiten schlechte Nachrichten. Gerade wenn man viele Überstunden macht, ist der Convenience Store oft die einzige Gelegenheit, noch schnell an etwas zu Essen zu kommen – oder seine Rechnungen bequem zu bezahlen. Kann man das in der Nacht nicht mehr erledigen, wird alles ein bisschen komplizierter. Andererseits wären kürzere Öffnungszeiten vielleicht auch gar nicht so schlecht. Die Ketten gaukeln dem Endverbraucher nämlich geschickt vor, dass das dort verkaufte Essen der Gipfel des kulinarischen Genusses und ganz gesund sei. Dem ist freilich nicht so. Sicher hat man in Sachen gesundes Essen in den vergangenen Jahrzehnten den einen oder anderen Fortschritt gemacht, doch es liegt in der Natur der Sache, dass Convenience Store-Essen keine vollwertige Mahlzeit ersetzen kann. Und für den Geldbeutel ist ein wenig Abgewöhnung auch nicht schlecht, denn die Preise sind zwar nicht heftig, aber dennoch spürbar teurer als in normalen Geschäften.
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