Wie bereits in der ersten Hälfte des Jahres 2021 auf JAPANDIGEST berichtet, hat Japan im internationalen Vergleich erst spät mit den Corona-Impfungen begonnen. Dafür gab es mehrere Gründe – darunter eine zögerliche Impfpolitik, Impfstoffmangel, eine späte Zulassung der Vakzine sowie eine große Portion Skepsis in der Bevölkerung. Diese Impfskepsis ist nicht neu – es reichen ein paar wenige Fälle starker (und in der Vergangenheit durchaus auch fataler) Nebenwirkungen, und schon bilden sich Vorurteile und Gerüchte.
Erfolgreiche Impfkampagne nach zögerlichem Start
Im Mai 2021 nahm die Impfkampagne trotzdem Fahrt auf. Zuerst sollten im Kampf gegen Corona an vorderster Stelle stehende Berufsgruppen geimpft werden, danach die älteren Mitbürger und zu guter Letzt vorerst alle Erwachsenen. Innerhalb von vier Monaten schaffte man es so, fast zwei Drittel der gesamten Bevölkerung vollständig zu impfen. Dazu ließ man sich einiges einfallen – so halfen auch die Selbstverteidigungskräfte mit, und es wurden mobile Impfstationen eingesetzt. Am wirksamsten waren jedoch die beiden folgenden Maßnahmen:
- Firmenimpfungen: Erst konnten Firmen mit 1.000 oder mehr Angestellten, dann Firmen mit 100 und schließlich Firmen mit 30 oder mehr Mitarbeitern Impfungen für ihre Angestellten beantragen. Diese waren zwar an keiner Stelle Pflicht, aber so entstand ein gewisser Gruppenzwang – wenn sich die gesamte Abteilung impfen lässt, wird es automatisch für eine einzelne Person etwas komplizierter, nicht mitzumachen.
- Hausarztimpfungen: Nahezu alle Arztpraxen boten die Corona-Impfungen an, und so erreichte man die breite Masse der Bevölkerung. Interessanterweise stellte man für die Firmenimpfungen meistens Moderna zur Verfügung (dieses Vakzin hat keinen allzu guten Ruf in Japan aufgrund vermehrter Meldungen starker Nebenwirkungen), für Hausärzte hingegen Pfizer, welches in Japan als am sichersten gilt.
Weltweit eine der höchsten Impfquoten
Bereits im Herbst schaffte es Japan somit, sich in Sachen Impfquote an die Spitze der OECD-Staaten zu setzen. Anfang 2022 waren 79.8 % der Gesamtbevölkerung mindestens zwei Mal gegen Corona geimpft worden[1]. Da 12 % der Gesamtbevölkerung 14 Jahre oder jünger sind (Stand 2020[2]) und Kinder dieses Alters bisher kaum geimpft wurden, liegt die Quote der Ungeimpften über 15 also bei unter 10 %, und das ist durchaus beachtlich.
Gefahr durch die Omikron-Variante
Anfang 2022 steht die japanische Verwaltung jedoch vor einer neuen Herausforderung. Die Zahl derer, bei denen die Impfung mehr als ein halbes Jahr zurückliegt, steigt nun rasant an, und dies fällt zusammen mit der Omikron-Mutante, die trotz rigider Einreisebeschränkungen in Japan Fuß gefasst hat. Soweit bekannt, hilft eine doppelte Impfung nur sehr bedingt gegen Omikron, erst recht, wenn diese schon etliche Monate zurückliegt. Mit den Drittimpfungen hat man zwar schon begonnen, aber nach Stand vom 6. Januar 2022 waren nur 0.5 % der Bevölkerung bisher drei Mal geimpft.
Nach dem jetzigen Kenntnisstand muss man sich vor Omikron zwar nicht so sehr sorgen wie vor den Vorgängern. Doch die derzeitigen Quarantäneregeln werden große Lücken in die Personaldecken reißen und die bisherige Taktik der Erfassung all derer, die mit einer positiv getesteten Person in engem Kontakt waren, wird schnell an ihre Grenzen stoßen. Beeilt man sich nicht mit den Drittimpfungen, steht Japan also in den kommenden Monaten eine ungehemmte Ausbreitung der Omikron-Variante bevor.
Schulen nun besonders im Fokus
Das ist vor allem für die Abschlussjahrgänge der Mittel- und Oberschulen ein großes Problem, denn im Februar stehen die Prüfungen für Oberschulen und Universitäten an – diese sind im Leben der meisten Japaner*innen definitiv richtungsweisend. Hier arbeiten nun zahlreiche, aber noch nicht alle, Schulen und Universitäten an Ausweichmöglichkeiten, z.B. einem Prüfungsersatztermin, um somit Schülerinnen und Schülern in Quarantäne eine zweite Chance zu geben.
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