Die hochkomplexen Aufräumarbeiten am AKW Fukushima Daiichi unter so schwierigen Bedingungen wie massiver Strahlung oder der Verwüstung des Geländes durch Erdbeben, Tsunami und Wasserstoff-Explosionen sind natürlich fehleranfällig. Es sind aber auch viele Fortschritte zu beobachten. Diese dokumentiert Betreiber TEPCO auf seiner Webseite.
Fortschritte im AKW Fukushima 2017: Wie hat sich die Lage verbessert?
Kühlung der Reaktoren
Alle Reaktorblöcke sind laut Betreiber TEPCO mittlerweile unter Kontrolle, aber auf die kontinuierliche Kühlung mit Meerwasser angewiesen.
Aufräumarbeiten und Sicherung der zerstörten Reaktorgebäude
Vor allem an den Blöcken 1 bis 4 waren und sind massive Aufräumarbeiten von Nöten. Diese vier Blöcke wurden schwerer durch den Tsunami beschädigt, da sie auf einem Areal gebaut sind, das fünf Meter tiefer liegt als jenes, auf dem die Blöcke 5 und 6 stehen. Die Blöcke 1 bis 4 wurden etwa 5 Meter hoch überschwemmt.
Block 1
In Block 1 lagen die Brennstäbe frei, nachdem das Kühlwasser verdampft war. Es wird davon ausgegangen, dass es hier zu einer Kernschmelze kam. Am 12. März 2011 kam es zu einer Wasserstoffexplosion, die den Block zerstörte.
Block 3
In diesem Block ereigneten sich in Folge des ausgefallenen Kühlsystems ab dem 13. März 2011 eine Kernschmelze sowie eine starke Explosion am 14. März 2011. Laut TEPCO soll der Sicherheitsbehälter aber nicht beschädigt worden sein.
Block 2
Vermutlich beschädigte die Explosion in Block 3 die Kühlsysteme in Block 2, sodass es auch hier ab dem 14. März zu einer Kernschmelze kam.
Block 4
Hier sprengte eine Wasserstoffexplosion am 15. März den oberen Teil des Reaktorgebäudes.
Schutz vor Kontaminierung des Grundwassers
Um ein Ausspülen radioaktiver Substanzen in das Grundwasser zu verhindern, wurde das Gelände um die Reaktorblöcke fast vollständig mit Beton versiegelt.
Um Meerwasser und Grundwasser daran zu hindern, unter die Kraftwerksblöcke zu fließen und dort in Kontakt mit Strahlung zu kommen, wird Gefriertechnik eingesetzt. Diese Maßnahme ist auf der Küstenseite bereits umgesetzt. Auf der Landseite ist sie in Planung. In Zukunft soll das gesamte Erdreich unter den Reaktorblöcken durch eine solche Eiswand vom Wasserzufluss abgeschirmt werden, um einen Verbreitung von Strahlung über Wasserströme zu verhindern.
Lagerung und Dekontaminierung des Kühlwassers
Da der Tsunami die Meerwasserpumpen im Küstenbereich zerstörte, über die die Reaktoren normalerweise Wärme abgeben konnten, und es in den Reaktoren zu starker Hitzeentwicklung kam, mussten die teilweise freiliegenden Brennstäbe mit Meerwasser gekühlt werden. Dieses wurde in Block 4 mithilfe einer Betonpumpe eingespritzt.
Das verwendete Wasser ist natürlich stark verstrahlt und wird in Containern auf dem Gelände gelagert, bis es gefiltert werden kann. Seit Juli 2011 ist eine Dekontaminierungsanlage fertiggestellt, auch wurde die Sicherheit der Behälter verbessert.
Arbeitssicherheit am Kraftwerk
Die zuvor gezeigten Tanks wurden modifiziert, um Lecks zu vermeiden und so insgesamt die Arbeitssicherheit zur erhöhen.
Aufgrund der fortgeschrittenen Aufräumarbeiten ist es den Arbeitern mittlerweile möglich, in weiten Teilen des Geländes in normaler Arbeitskleidung ihren Aufgaben nachzugehen. Nur in den gelb markierten Bereichen ist besondere Strahlenschutzkleidung vorgeschrieben. Dies trifft auch auf die roten Bereiche zu, allerdings ist hier die Strahlung sehr hoch, sodass diese nur im äußersten Notfall betreten werden.
Desweiteren wurde ein medizinisches Notfallzentrum eingerichtet, sollte es doch zu Unfällen kommen. Auch die allgemeine medizinische Betreuung der Arbeiter wird hier gewährleistet.
Einrichtung einer neuen Kommandozentrale
In der neuen Kommandozentrale arbeiten über 1000 Mitarbeiter an der Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen zur Dekontaminierung und zu Aufräumarbeiten. Zusätzlich gibt es viel neue Infrastruktur für die Mitarbeiter auf dem Kraftwerksgelände, z.B. Wohnheime und einen Supermarkt.
Aktuell zu lösen: Kernschmelzen, Strahlung und Roboter-Einsatz
Trotz aller genannten Maßnahmen und Fortschritte wird damit gerechnet, dass die Aufräumarbeiten im AKW Fukushima Daiichi mindestens noch 30 bis 40 Jahre dauern werden. Die Komplexität der zu bewältigenden Lage kann am folgenden Abriss aktueller Probleme abgelesen werden.
So gab Betreiber TEPCO am 30. Januar 2017 bekannt, einen Riss im Reaktordruckbehälter des zweiten Blocks entdeckt zu haben. Dies zeigten Roboteraufnahmen aus dem Inneren des Reaktors.
Der Riss legt nahe, dass tatsächlich eine Kernschmelze stattgefunden hat: Der Boden der Druckbehälters ist dünner als der Rest der Behälterwände und darauf ausgelegt, im Falle einer Kernschmelze zu brechen und das geschmolzene Material in den Sicherheitsbehälter abzulassen. TEPCO bestätigte, dass die schwarzen Klumpen auf dem Boden des Sicherheitsbehälters Material geschmolzener Brennstäbe sei.
Auch die im Sicherheitsbehälter gemessenen Strahlungswerte bestätigen die Vermutung. Dort herrschten am 3. Februar 2017 geschätzte 530 Sievert pro Stunde.
TEPCO analysiert die Daten noch. Die Untersuchungen sind fürs erste ausgesetzt, bis ein problemfreier Einsatz der Roboter in Block 2 technisch gewährleistet werden kann.
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