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Aufräumarbeiten im AKW Fukushima: Stand 6 Jahre nach Atomkatastrophe

Hannah Janz
Hannah Janz

Bei hoher Strahlung Fukushima Daiichi räumen: Eine Monsteraufgabe. Betreiber TEPCO wird kritisiert; nur Fehlschläge schaffen es in die Nachrichten. Dabei gibt es auch viele Fortschritte bei den Aufräumarbeiten im AKW Fukushima Daiichi zu verzeichnen.

Aufräumarbeiten am AKW Fukushima Daiichi
Aufräumarbeiten am AKW Fukushima Daiichi © TEPCO

Die hochkomplexen Aufräumarbeiten am AKW Fukushima Daiichi unter so schwierigen Bedingungen wie massiver Strahlung oder der Verwüstung des Geländes durch Erdbeben, Tsunami und Wasserstoff-Explosionen sind natürlich fehleranfällig. Es sind aber auch viele Fortschritte zu beobachten. Diese dokumentiert Betreiber TEPCO auf seiner Webseite.

Fortschritte im AKW Fukushima 2017: Wie hat sich die Lage verbessert?

Kühlung der Reaktoren

Alle Reaktorblöcke sind laut Betreiber TEPCO mittlerweile unter Kontrolle, aber auf die kontinuierliche Kühlung mit Meerwasser angewiesen.

Aufräumarbeiten am AKW Fukushima Daiichi
In allen vier Blöcken wurde die Kühlung stabilisiert. © TEPCO

Aufräumarbeiten und Sicherung der zerstörten Reaktorgebäude

Vor allem an den Blöcken 1 bis 4 waren und sind massive Aufräumarbeiten von Nöten. Diese vier Blöcke wurden schwerer durch den Tsunami beschädigt, da sie auf einem Areal gebaut sind, das fünf Meter tiefer liegt als jenes, auf dem die Blöcke 5 und 6 stehen. Die Blöcke 1 bis 4 wurden etwa 5 Meter hoch überschwemmt.

Block 1

In Block 1 lagen die Brennstäbe frei, nachdem das Kühlwasser verdampft war. Es wird davon ausgegangen, dass es hier zu einer Kernschmelze kam. Am 12. März 2011 kam es zu einer Wasserstoffexplosion, die den Block zerstörte.

Aufräumarbeiten am AKW Fukushima Daiichi
Durch die Explosion 2011 wurde der obere Teil des Gebäudes zerstört. © TEPCO

Block 3

In diesem Block ereigneten sich in Folge des ausgefallenen Kühlsystems ab dem 13. März 2011 eine Kernschmelze sowie eine starke Explosion am 14. März 2011. Laut TEPCO soll der Sicherheitsbehälter aber nicht beschädigt worden sein.

Aufräumarbeiten am AKW Fukushima Daiichi
Trümmer wurden beseitigt, das Gebäude stabilisiert. © TEPCO
Aufräumarbeiten am AKW Fukushima Daiichi
Ein großes Trümmerstück wurde aus dem Abklingbecken geborgen. © TEPCO
Aufräumarbeiten am AKW Fukushima Daiichi
Für die Zukunft ist geplant, mithilfe dieser Konstruktion die geschmolzenen Brennstäbe zu entfernen und umzulagern. © TEPCO

Block 2

Vermutlich beschädigte die Explosion in Block 3 die Kühlsysteme in Block 2, sodass es auch hier ab dem 14. März zu einer Kernschmelze kam.

Aufräumarbeiten am AKW Fukushima Daiichi
Aus Block 2 musste Wasserstoff als Produkt der Kernschmelze abgelassen werden, um eine Explosion wie in den Blöcken 1 und 3 zu verhindern. © TEPCO

Block 4

Hier sprengte eine Wasserstoffexplosion am 15. März den oberen Teil des Reaktorgebäudes.

Aufräumarbeiten am AKW Fukushima Daiichi
Block 4 hat eine neue Außenhülle bekommen. © TEPCO

Schutz vor Kontaminierung des Grundwassers

Um ein Ausspülen radioaktiver Substanzen in das Grundwasser zu verhindern, wurde das Gelände um die Reaktorblöcke fast vollständig mit Beton versiegelt.

Aufräumarbeiten am AKW Fukushima Daiichi
Auf dem AKW-Gelände gibt es kaum noch freiliegende Erde. © TEPCO
Aufräumarbeiten am AKW Fukushima Daiichi
Die Betonierungsarbeiten sollen bist 30. März 2017 größtenteils abgeschlossen sein. Blaue Flächen stehen noch aus. © TEPCO

Um Meerwasser und Grundwasser daran zu hindern, unter die Kraftwerksblöcke zu fließen und dort in Kontakt mit Strahlung zu kommen, wird Gefriertechnik eingesetzt. Diese Maßnahme ist auf der Küstenseite bereits umgesetzt. Auf der Landseite ist sie in Planung. In Zukunft soll das gesamte Erdreich unter den Reaktorblöcken durch eine solche Eiswand vom Wasserzufluss abgeschirmt werden, um einen Verbreitung von Strahlung über Wasserströme zu verhindern.

Aufräumarbeiten am AKW Fukushima Daiichi
Dank der unterirdischen Eiswand kann kein Meerwasser mehr unter das Reaktor-Areal fließen. Der schwächer dargestellte Teil stellt die Eiswand zur Landseite dar, der noch in Planung ist. © TEPCO

Lagerung und Dekontaminierung des Kühlwassers

Da der Tsunami die Meerwasserpumpen im Küstenbereich zerstörte, über die die Reaktoren normalerweise Wärme abgeben konnten, und es in den Reaktoren zu starker Hitzeentwicklung kam, mussten die teilweise freiliegenden Brennstäbe mit Meerwasser gekühlt werden. Dieses wurde in Block 4 mithilfe einer Betonpumpe eingespritzt.

Das verwendete Wasser ist natürlich stark verstrahlt und wird in Containern auf dem Gelände gelagert, bis es gefiltert werden kann. Seit Juli 2011 ist eine Dekontaminierungsanlage fertiggestellt, auch wurde die Sicherheit der Behälter verbessert.

Aufräumarbeiten am AKW Fukushima Daiichi
Meerwasser-Auffangbehälter vor und nach der Modifikation. © TEPCO

Arbeitssicherheit am Kraftwerk

Die zuvor gezeigten Tanks wurden modifiziert, um Lecks zu vermeiden und so insgesamt die Arbeitssicherheit zur erhöhen.

Aufgrund der fortgeschrittenen Aufräumarbeiten ist es den Arbeitern mittlerweile möglich, in weiten Teilen des Geländes in normaler Arbeitskleidung ihren Aufgaben nachzugehen. Nur in den gelb markierten Bereichen ist besondere Strahlenschutzkleidung vorgeschrieben. Dies trifft auch auf die roten Bereiche zu, allerdings ist hier die Strahlung sehr hoch, sodass diese nur im äußersten Notfall betreten werden.

Aufräumarbeiten am AKW Fukushima Daiichi
Im grünen Bereich kann normale Arbeitskleidung getragen werden. © TEPCO

Desweiteren wurde ein medizinisches Notfallzentrum eingerichtet, sollte es doch zu Unfällen kommen. Auch die allgemeine medizinische Betreuung der Arbeiter wird hier gewährleistet.

Aufräumarbeiten am AKW Fukushima Daiichi
Notfallbehandlung ist nun voll ausgestattet in unmittelbarer Nähe zu den Gefahrenzonen möglich. © TEPCO

Einrichtung einer neuen Kommandozentrale

In der neuen Kommandozentrale arbeiten über 1000 Mitarbeiter an der Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen zur Dekontaminierung und zu Aufräumarbeiten. Zusätzlich gibt es viel neue Infrastruktur für die Mitarbeiter auf dem Kraftwerksgelände, z.B. Wohnheime und einen Supermarkt.

Aufräumarbeiten am AKW Fukushima Daiichi
Die Räume der neuen Kommandozentrale. © TEPCO

Aktuell zu lösen: Kernschmelzen, Strahlung und Roboter-Einsatz

Trotz aller genannten Maßnahmen und Fortschritte wird damit gerechnet, dass die Aufräumarbeiten im AKW Fukushima Daiichi mindestens noch 30 bis 40 Jahre dauern werden. Die Komplexität der zu bewältigenden Lage kann am folgenden Abriss aktueller Probleme abgelesen werden.

So gab Betreiber TEPCO am 30. Januar 2017 bekannt, einen Riss im Reaktordruckbehälter des zweiten Blocks entdeckt zu haben. Dies zeigten Roboteraufnahmen aus dem Inneren des Reaktors.

Der Riss legt nahe, dass tatsächlich eine Kernschmelze stattgefunden hat: Der Boden der Druckbehälters ist dünner als der Rest der Behälterwände und darauf ausgelegt, im Falle einer Kernschmelze zu brechen und das geschmolzene Material in den Sicherheitsbehälter abzulassen. TEPCO bestätigte, dass die schwarzen Klumpen auf dem Boden des Sicherheitsbehälters Material geschmolzener Brennstäbe sei.

Auch die im Sicherheitsbehälter gemessenen Strahlungswerte bestätigen die Vermutung. Dort herrschten am 3. Februar 2017 geschätzte 530 Sievert pro Stunde.

TEPCO analysiert die Daten noch. Die Untersuchungen sind fürs erste ausgesetzt, bis ein problemfreier Einsatz der Roboter in Block 2 technisch gewährleistet werden kann.

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