Japan - mit dem zug von Nord nach Süd 19-Tage-Studienreise

7-Eleven streckt Fühler nach Deutschland aus – doch was bieten Japans Convenience Stores überhaupt?

Matthias Reich
Matthias Reich

Letzten Monat gab 7-Eleven International LLC, Tochterunternehmen des japanischen Einzelhandelsgiganten Seven & i Holdings Co, bekannt, in Deutschland Fuß fassen zu wollen. 7-Eleven ist in Japan in erster Linie für seine Convenience Stores bekannt – mehr als 20.000 Filialen gibt es dort. Doch was bieten japanische Convenience Stores?

7-Eleven
Ein 7-Eleven-Geschäft. (Foto von Decry.Yae auf Unsplash)

Wohin man in Japan auch geht, in der Regel dauert es nicht lange – zumindest nicht in urbanen Regionen – bis man auf einen 7-Eleven, Lawson, Family Mart und Co. trifft. Knapp 57.000 gibt es von solchen “Convenience Stores” (wörtlich aus dem Englischen “praktischer Laden”) – auf gut 2.000 Japaner:innen kommt also ein Geschäft. Die kurz konbini genannten Einrichtungen sind im Schnitt etwa 200 Quadratmeter groß und verkaufen auf dieser kleinen Fläche circa 2.500 verschiedene Produkte, die meisten davon sind Lebensmittel, gefolgt von Hygiene- und Drogerieartikeln. Doch erfüllen die Convenience Stores noch sehr viele weiteren Funktionen, die den Alltag der Menschen erleichtern:

  • Postamt: Die meisten konbini funktionieren auch als Postamt – man kann Briefmarken kaufen, Pakete aufgeben, Post einwerfen und sich dort manchmal auch Pakete zustellen lassen.
  • Bank: Die meisten Geschäfte haben einen Geldautomaten (manche Ketten wie 7-Eleven haben sogar ihre eigene Bank), an denen man Geld abheben oder Überweisungen tätigen kann. Das ist auch für Japan-Touristen relevant – so akzeptieren zum Beispiel die 7-Eleven-Automaten fast alle Kreditkarten, so dass man dort rund um die Uhr bequem Geld abheben kann. Außerdem kann man am Schalter Strom-, Gas-, Versicherungs- und viele andere Rechnungen begleichen.
  • Rathaus: Steuern bezahlen, Wohnsitznachweise, Impfzertifikate und und und – Convenience Stores machen all das möglich, am Schalter oder an einem eigens dafür aufgestellten Automaten.
  • Restaurant: Nicht wenige konbini haben eine kleine Sitzecke, manchmal sogar eine eigene Etage, mit Wasserkocher und Mikrowelle, man sein im Laden gekauftes Essen vor Ort genießen kann. Einige haben sogar ihre eigene Küche, wo manche Gerichte vor Ort zubereitet werden.
  • Ticketverkauf: Fast alle Geschäfte haben einen Automaten, an dem man Konzert-, Veranstaltungs- und Museumstickets bestellen, bezahlen und ausdrucken lassen kann. 
  • Foto- und Kopierladen: Kopieren, drucken oder faxen von Dokumenten und Fotos funktioniert ebenfalls – dafür steht extra ein kleines Multimediagerät bereit. Mit den meisten Geräten kann man sich via Bluetooth verbinden, so dass direkt vom Mobiltelefon oder der Kamera gedruckt werden kann. 
  • Souvenirladen: In der Nähe touristisch gut besuchter Orte werden gerne auch Souvenirs verkauft, für den Fall, dass die richtigen Souvenirgeschäfte bereits geschlossen haben. 
  • Öffentliche Toilette: Natürlich sehen es die Betreiber nicht gern, wenn man nur in den Laden kommt, um auf Toilette zu gehen. Doch wer ein Kind mit einem kurzfristigen Bedürfnis dabei hat oder bereit ist, eine Kleinigkeit zu kaufen, weiß die konbini als Nothalt zu schätzen. 
An dieser Station können Kunden Tickets kaufen, Dokumente ausdrucken, Rechnungen begleichen und vieles mehr.

Verschiedene Produkte je nach Kette

Convenience Store ist in Japan jedoch nicht gleich Convenience Store. Bei der einen Kette schmecken die Pastagerichte besser, bei der anderen sind die Onigiri, die gefüllten Reisbällchen, leckerer. Ministop, eine kleinere konbini-Kette, bereitet in der eigenen Küche hervorragende und erfrischende Parfaits her. Sekoma, kurz für Seico Mart (eine nur auf Hokkaidō heimische Kette), bietet frisch gebackene Backwaren. Family Mart ist bekannt für seine frittierten Geflügelteilchen, und 7-Eleven für seine nikuman, dampfende chinesische Teigtaschen mit Füllung.

Die meisten Convenience Stores deuten an den Schildern außen an, was es alles gibt – so verkaufen einige auch frisches Obst und Gemüse. Das ist ein recht neuer Trend, denn früher gab es fast nur abgepackte Fertiggerichte zu verkaufen. Und während es früher nur ausgewählten Convenience Stores vorbehalten war, Alkohol und Zigaretten zu verkaufen, so bekommt man beides nun in fast allen Filialen.

Kunden schätzen vor allem die breite Produktpalette der Convenience Stores.
Fertiggerichte gehören zu beliebtesten Produkten, darunter Onigiri, Bento-Boxen oder klassische Sandwiches.

Teurer als Supermärkte

So praktisch die Convenience Stores auch sind, so muss man auch die negativen Seiten betrachten, denn die Bequemlichkeit hat ihren Preis: Die meisten Artikel sind wesentlich teurer als in herkömmlichen Drogerien und Supermärkten. Zwar nicht auf “Tankstellenniveau”, aber der Preisunterschied macht sich mit der Zeit bemerkbar. Ein weiterer beachtenswerter Punkt sind die dort verkauften Mahlzeiten. Natürlich betonen die Ketten immer wieder, wie frisch und selbstgemacht alles ist, doch hier ist gesunde Skepsis angebracht. Essen aus dem Convenience Store ersetzt auf Dauer sicherlich keine vollwertigen Mahlzeiten.

Zu guter Letzt wäre da noch das Müllproblem: Da die meisten verkauften Lebensmittel Fertiggerichte sind, produzieren diese Geschäfte Unmengen an Plastikmüll. Den kann man zum Glück meist direkt vor Ort entsorgen – doch ein bisschen schlechtes Gewissen bleibt.

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Ob und wann 7-Eleven mit einem japanischen konbini-Konzept auch in Deutschland Fuß fassen wird, ist noch nicht bekannt, doch ist es fraglich, ob dann auch dieselben Services wie in Japan angeboten werden. Es bleibt also abzuwarten, ob 7-Eleven den Schritt in den deutschen Markt wagt. 

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